„Federn, Samt und Seide“,

ein Stadtteilspaziergang mit Statt-Reisen

 

Für diesen Bericht müsste man die Stichworte eigentlich in umgekehrter Reihenfolge schreiben, denn wir, eine Gruppe von Mitgliedern und Freunden des „Gemischter Chor Hannover-Döhren e.V.“ begannen unseren Rundgang vor dem Theater am Küchengarten, bis 1985 das Lindener „Volksbrausebad“ mit Wannen- und Duschbädern und beendeten unsere Reise in die Sozial- und Kulturgeschichte Lindens beim Faustgelände, dem Standort der ehemaligen Bettfedernfabrik.

Jedoch ist es ganz egal auf welchen Wegen man Linden Nord und Linden insgesamt erkundet, dem aufmerksamen Besucher können die steinernen Zeitzeugen viel über das Leben in Linden früher und über seinen Wandel bis heute erzählen.

Herr Stefan Hirsch von Statt-Reisen informierte uns ausführlich darüber, wie Linden sein Antlitz im Laufe der Jahrhunderte veränderte. Anhand von alten Fotos, die er zeigte, und in Verbindung mit einigen Anekdoten, die er einstreute, konnten wir uns bestens in die Wohn- und Arbeitsverhältnis der Bewohner hineinversetzen.

Die Plätze, Straßen und Häuser zeugen immer noch von der wechselvollen Geschichte Lindens, das sich vom kleinen Dorf vor Hannover zur rasant wachsenden Industriestadt mit Spinnerei, Brauerei und der größten mechanischen Weberei Europas entwickelte und schließlich zu dem lebendigen Stadtteil von Hannover wurde, der Linden heute ist.

In der Viktoriastraße kann man sie noch sehen, die alten Arbeiterhäuser, die jetzt grundsaniert als Wohnraum begehrt sind. Die Viktoriastraße ist nicht der gleichen radikalen Sanierung zum Opfer gefallen wie die Fannistraße. Dort, in der ältesten Straße Lindens, hat man die Arbeitersiedlung abgerissen und ihre Bewohner umgesiedelt. Jetzt stehen anstelle der Fannistraße die nach ihren dreieckigen Balkonen im Volksmund so genannten „Tobleronehochhäuer.“ Glücklicherweise hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, denn man kann sich gut vorstellen, wie Linden sein Gesicht und damit seinen Charakter verändert hätte, wäre dieser Abriss von alter Bausubstanz fortgesetzt worden.

Für die Art und Weise des Bauens in dem 70 ziger Jahren steht beispielhaft das Ihmezentrum.

Die Vorstellung, man könne viele Lebensbereiche, wie wohnen, einkaufen und Freizeit auf engem Raum zusammenfassen, hat sich nicht durchgesetzt.

Erfolgreich war jedoch die Idee des Faust-Vereins, das Gelände und die Gebäude der ehemaligen Bettfedernfabrik verschiedenen Initiativen zur Verfügung zustellen.
Auf diese Art und Weise entstand dort ein kultureller Knotenpunkt.

Nach unserem abwechslungsreichen Rundgang durch Linden Nord können wir verstehen, dass die Bewohner Lindens ihren Stadtteil als etwas ganz besonderes ansehen und sich dort sehr wohl fühlen!

 

Regine Lieske

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