Spaziergang mit dem Nachtwächter Melchior

 

Unter dem Schutz des Nachwächters Melchior machten wir uns am 28. September 2012 auf durch das dunkle Hannover.

Denn für Nichthannoveraner, dass wir das nicht waren,  sah uns Melchior sofort an, „ Ihr scheint vom Dorf zukommen. Aha aus Döhren, Wülfel, aus dem Süden … hm, hm…“, ist es unter Strafe verboten nach Toresschluss noch durch die Stadt zu streifen. Mit seiner Laterne in der einen und der  Hellebarden in der anderen Hand ging der Nachtwächter Melchior voran.

 

Vom Hohen Ufer ging es durch das Tor des Marstalls zum Holzmarkt. Dort trafen wir auf das „Julchen“ eine Schankmagd, die uns zu erzählen wusste, wie Hannover zu gutem Bier kam.
Cord Broyhan, der sein Handwerk in Hamburg gelernt hatte,  kam  1524 zurück nach Hannover. 1526 erfand Broyhan ein neues, hellbraunes Bier („Broyhan). Dieses hellbraune, obergärige Bier wurde zu einem Exportschlager der Stadt, das ihr eine wirtschaftliche Blüte bescherte und sie zu einer Bierstadt ersten Ranges emporhob. Damit wir uns davon selber überzeugen konnten hatte das Julchen Bier und Brot zur Verköstigung mitgebracht.

 

Gut gestärkt ging es dann weiter zum Leineschloss, das vor seinem Umbau ein altes Minoritenkloster gewesen war. Hier vor dem Leineschloss, wusste Melchior von der Affäre Königsmarck zu berichten.  In einer Juninacht des Jahres 1694 verschwand in Hannover ein schwedischer Graf namens Philipp Christoph Königsmarck, der zuvor als Liebhaber der hannoverschen Kurprinzessin Sophie Dorothea für reichlich Ärger, Klatsch und Tratsch gesorgt hatte.

Und Melchior wäre nicht Melchior, wenn er nicht noch etwas mehr darüber wüsste…..  aber, psst…

 

Vorbei am Alten Rathaus, wo wir etwas über das Henkerhandwerk hörten, ging es weiter zum Ball- hof. Hier wurden wir darüber aufklärt wie der Karneval nach Hannover kam.
Die Reiselust des  Kurfürsten Ernst August zum Karneval nach Venedig kam der Staatskasse teuer zu stehen. Um die Kosten zu mindern bewilligten 1688 die Landesstände das Geld, um ein Opernhaus nach venezianischem Vorbild bauen zu lassen, damit der Kurfürst seine opulenten Feste in Hannover feiern könne. Wie die Zeit zeigte,  Geld eingespart wurde dadurch nicht.

 

Nach knapp zwei Stunden Wandel durch die dunklen Gassen der Altstadt in denen wir Geschichten, Legenden und mehr oder weniger historische Wahrheiten erfahren haben, gab Melchior zum Schluss noch eine Kostprobe seiner Sangeskunst, bevor er uns auf den Heimweg schickte.

 

Claudia Massing

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